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Ich bin dann mal weg... – Eigentlich sollte es noch ca. ein Jahr weitergehen, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Ende September verlasse ich - schweren Herzens - die Gemeinden in der Schweinfurter Rhön. Ich tue das nicht aus eigenem Antrieb, sondern weil mich die Diözese anweist, die schwierige personelle Situation in der Pfarreiengemeinschaft Hofheim mit aufzufangen.

Ich hätte mir vor ca. 8 Jahren, als ich in Hesselbach eine Konfliktberatung leitete, nicht gedacht, 5 gute Jahre hier zu arbeiten. In diesen Jahren habe ich viele außergewöhnliche Menschen kennengelernt, viele die getragen sind von der Sehnsucht nach Sinn, Gemeinschaft und Orientierung, viele die sich mit Freude für die Menschen und für die Kirche engagieren.

Gemeinsam mit Florian und Matthieu habe ich damals angefangen, ein aus der Not geborenes Experiment zu gestalten: Ein Priester, der sich ganz auf seine priesterlichen Aufgaben konzentriert, ein Pastoralassistent, der sein Handwerk hier lernt und ein Pastoralreferent, der die Koordination verantwortet, die Ausbildung des Assistenten begleitet und der das Ganze zusammenzuhalten versucht.
Dass dies - so behaupte ich im Nachhinein - eine gute Konstellation war, macht sich daran fest, dass viele heisse Eisen (Erstkommunionregelung, etc.) inzwischen abgekühlt sind. und einiges an neuem Leben (Nachbarschaftshilfe, etc.) entstehen konnte. Dafür waren aber in erster Linie die Menschen im Hesselbacher Waldland selbst verantwortlich. Trotzdem war es mir wichtig, dass die Menschen hier auch Gesichter von Seelsorgern sehen. So bin ich froh, dass Pfarrer Troll hier ist und auch Barbara Gößmann-Schmitt hier arbeitet.Es ist nicht so, wie 2013, wo die Gefahr bestand, dass niemand mehr
hier verantwortlich ist.

Neben den pastoralen Dingen, die wir mit den Menschen hier angegangen sind, waren die Begegnungen mit denvielen Menschen in den Gemeinden für mich das Erfüllendste. Die Offenheit und Herzlichkeit waren für mich und sind für jeden Seelsorger Lebenselixier. Ich hoffe, ich konnte davon auch etwas zurückgeben.

Ich gehe in einer Umbruchssituation, im Unfertigen. Aber gibt es in der Kirche eigentlich etwas, das fertig ist? Und ist es nicht vermessen, etwas im Reich Gottes fertg stellen zu wollen. Der, der das tut ist Jesus selbst! Diese Umbruchssituation wird Sie, die Menschen in den Gemeinden herausfordern und verunsichern. Das hat seinen Grund in der Vergangenheit. Wir haben in Deutschland bis in die 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts eine Situation gehabt, dass so viel Menschen wie vorher nie sich hauptberuflich wie ehrenamtlich für die Kirche eingesetzt haben. Das verändert sich rasant.

Die Grundfrage, die sich jede Gemeinde zu stellen hat lautet: Soll in unserem Lebensraum die Botschaft Jesu noch eine Bedeutung haben und was kann ich dazu beitragen, dass sie gelebt
wird?
Ich bin zuversichtlich, dass in der Schweinfurter Rhön diese Sehnsucht, die hinter der Grundfrage steckt, wachgehalten wird von vielen Menschen, jung wie alt. Und ich weiß, dass es genug Menschen gibt, die mitanpacken, auch wenn manche Gremien nicht zustandekommen und sich das Engagement für die Gemeinden anders äußert als früher.
Machen sie die Qualität der Gemeinde nicht daran fest, was an Immobilien oder an „Hardware“ da ist. Die Qualität der Gemeinden sind die Menschen, in deren Gesicht das Antlitz Gottes durchscheint. Die Qualität zeigt sich da, wo den Armen, Kranken und Schwachen beigestanden wird. Die Qualität zeigt sich im Lachen und Strahlen der Menschen, die erfüllt und beseelt sind von der frohen Botschaft Jesu.

Viele haben gemerkt, dass ich nicht immer bequem war. Wen ich dabei verletzt habe, den bitte ich um Nachsicht und um Verzeihung. Eigentlich ging´s mir immer um die Sache. Wenn es da manchmal schief ging. Entschuldigung!

Ich will an dieser Stelle allgemein danken, weil ich sonst jemand vergesse. Danke, dass ich mit Ihnen und Euch auf dem Weg sein durfte, von den Fleischtöpfen Ägyptens/ einer wohlversorgten Kirche durch manche Gefahren beim Durchzug durchs Rote Meer/ beim Übergang in eine von den Menschen verantwortete und gestaltete Kirche, durch manche Grausamkeiten aber auch Wunder der Wüste/ des Umbruchs. Danke vor allem dafür, dass ich bei Ihnen und mit Ihnen immer wieder auch die Herrlichkeit des Herrn entdecken durfte.
Einen besonderen Dank möchte ich dennoch loswerden. Danke an Euch, meine Band. Ihr seid mehr als cool, ihr seid was ganz Besonderes. Ihr bringt Sonne in mein Herz. So stellt es meine Frau immer am Freitag nach der Probe
fest. Ich hoffe, ich darf weiterhin mit Euch Musik machen und wir können auch in Zukunft im Keller proben und manchen Gottesdienst verschönern.

Zum Schluss versichere ich Ihnen, dass ich diese Zeit und die Menschen, die mir hier begegnet sind, in meinem Herzen trage.
Vergelt`s Gott und Gottes Segen für Sie alle!

Günter Schmitt

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