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Gedanken und Anstöße zum Nachdenken von Günter Schmitt – Der Begriff geistert seit Monaten, ja eigentlich seit Jahren in den Gemeinden der Diözese Würzburg herum. „Pastoral der Zukunft“ – was bedeutet das?

Viele Gemeindemitglieder verbinden damit die Angst, dass nach der Bildung der Pfarreiengemeinschaften noch mehr an kirchlichem Leben abgebaut wird. Dabei übersehen sie, dass gerade in unserer Pfarreiengemeinschaft bisher der Übergang in einen größeren Raum relativ gut geglückt ist. Kennzeichen dafür ist das bisher vorhandene große Engagement vieler Menschen in unseren Gemeinden und in der Pfarreiengemeinschaft. Kennzeichen ist auch, der unaufgeregte Austausch zwischen den Gemeinden und die bisher gute Zusammenarbeit im Pfarreiengemeinschaftsteam. Natürlich gibt es auch untrügliche Anzeichen, dass Kirche so wie bisher nicht bleiben wird und bleiben kann. Die Bereitschaft der Menschen, sich langfristig zu engagieren, ist rapide zurückgegangen. Ein breites gesellschaftliches Phänomen, Religiösität und Glauben viel stärker als individuelles Erleben wahrzunehmen, ist erkennbar. Der soziale Aspekt von Kirche und ihre gesellschaftliche wie individuelle Bedeutung rutscht in den Hintergrund. Bei uns in der Pfarreiengemeinschaft und im künftigen pastoralen Raum „Schweinfurter Oberland“ wird das sicherlich zu Veränderungen führen, aber zu welchen.
Was ist mit den Hauptamtlichen?
Diese Frage wird immer wieder gestellt, aber Kirche definiert sich nicht von den hauptamtlichen Seelsorgern her, sondern gewinnt ihre Stärke in der gelebten Berufung jedes Christen durch Taufe und Firmung. Deshalb wird es in Zukunft sicher weniger hauptamtliche Seelsorger in unserem Gebiet geben, aber die notwendigen Aufgaben werden weiterhin geleistet. Die Hauptamtlichen werden eine andere Rolle annehmen müssen, mehr als Begleiter, Motivator der Engagierten und als Dienstleister für die Aufgaben, die an Hauptamtliche gebunden sind.
Welche Bedeutung bekommt das ehrenamtliche Engagement?
Mit den Ehrenamtlichen steht und fällt das Leben in der Gemeinde und in den christlichen Gemeinschaften. Das klingt wie eine Plattitüde, ist aber keine. Auch wenn manche sagen, „jetzt sollen wir das machen, was die Pfarrer nicht mehr können, bisher durften wir das nicht!“, wird kein Weg daran vorbeiführen, dass die Menschen vor Ort aufgrund ihrer Berufung das Schicksal ihrer christlichen Gemeinschaft selbst in die Hand nehmen. Auch hier gibt es schon viele ermutigende Zeichen: die Beauftragten für die Wortgottesfeiern und ihr Engagement, die Vielzahl der Dienste, die übernommen werden, der ermutigende Einsatz vieler junger Eltern für unsere Kindergärten. Es könnten noch eine Vielzahl von Engagement genannt werden. Wichtig ist, dass das Engagement in Formen stattfindet, die von den Menschen selbst getragen werden. Das müssen nicht immer die bisherigen Gremien sein. Vielleicht ist Fantasie gefragt, wie ein Netzwerk des gemeinschaftlichen Glaubens entwickelt werden kann.
Reicht eine neue Struktur?
Entscheidend ist nicht, ob das künftige Gebilde „Pfarrei“ heißt oder „pastoraler Raum“. Entscheidend ist, welches Leben in unserem Lebensraum stattfindet und wie dieses Leben immer wieder in den Gottesdienst einfließt und ihn prägt. Deshalb geht es um eine tiefgreifende Veränderung, um einen spirituellen und pastoralen Prozess, der unser bisheriges Denken auf den Kopf stellen wird. Vielleicht ist das ganz gut, damit endlich deutlich wird, das Volk Gottes ist entscheidend und nicht die bestellten Seelsorger, sie sind eher Diener des Volkes (keine ganz einfache Aufgabe für viele Seelsorger). Das bedeutet aber, dass die Lebendigkeit der Gemeinde von den Menschen vor Ort geprägt wird. Und das kann im Umkehrschluss auch dazu führen, dass in einer Gemeinde oder Gemeinschaft kein Leben mehr stattfindet, weil niemand das Leben schützt und entwickelt.
Was sind die nächsten Schritte im Schweinfurter Oberland?
Bisher haben sich die hauptamtlichen Seelsorger getroffen und diskutiert, wie von ihrer Seite ein solcher Prozess zu gestalten ist. Das hat auch zu ersten Veränderungen geführt. So wurde über eine Vertretungsregelung nachgedacht, damit eine verlässliche Grundversorgung gewährleistet ist. Im Herbst sollen die ehrenamtlich Engagierten mit ins Boot geholt werden. Am 20. Oktober wird ein Einkehrtag angeboten, zu dem alle Engagierten der Pfarreiengemeinschaften eingeladen sind. Ziele dieses Treffens sind das gegenseitige Kennenlernen, das Reflektieren der eigenen und der gemeinsamen Kultur ausgehend von unseren biblischen Grundlagen. So wird deutlich, dass es nicht um eine neue „Einteilung“, sondern um einen tiefgreifenden Wandel und Neuansatz geht. Wenn wir die bisherigen guten Erfahrungen mit einbringen, wird die Zukunft keine trostlose sein, sollten wir doch vor allem mit den Möglichkeiten Gottes für uns rechnen.
Günter Schmitt

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